Die Unternehmensbewertung ist ein komplexer Prozess, der für Verkauf-, Kauf- oder Investitionsentscheidungen entscheidend ist. Oft steht die Bewertung am Anfang des Firmenverkaufsprozesses. Das Ertragswertverfahren spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es die zukünftigen Erträge eines Unternehmens analysiert und so ein realistisches Bild seines wirtschaftlichen Potenzials vermittelt. Ziel ist es, den Unternehmenswert anhand der erwarteten zukünftigen Ertragskraft zu bestimmen. Dies erfolgt durch die Diskontierung prognostizierter Gewinne oder Cashflows auf den Bewertungsstichtag. Der ermittelte Ertragswert spiegelt das Potenzial zukünftiger Gewinne wider, die das Unternehmen erwirtschaften kann.
Wesentliche Einflussfaktoren sind das Know-how der Mitarbeiter, die Kundenbasis, die Effizienz der Geschäftsprozesse sowie immaterielle Werte wie Markenrechte. Für eine präzise Bewertung ist eine detaillierte Umsatz- und Ergebnisvorschau unerlässlich. Zudem muss der IDW-S1 Standard des Instituts der Wirtschaftsprüfer beachtet werden. Das vereinfachte Ertragswertverfahren bietet eine schnellere Berechnungsmethode, jedoch fehlt ihm die Genauigkeit für professionelle Transaktionen, weshalb es im professionellen Kontext nicht empfohlen wird.
Methodische Komponenten der Unternehmensbewertung
Ertragsprognose und Diskontierung
Das Ertragswertverfahren schätzt den zukünftigen Ertrag eines Unternehmens und diskontiert diesen auf den Bewertungsstichtag. Zentral sind hierbei die finanziellen Überschüsse, die das Unternehmen erwirtschaften kann. Eine präzise Prognose der zukünftigen Erträge basiert auf historischen Daten, Marktanalysen und fundierten Annahmen über die Unternehmens- und Branchenentwicklung.
Bewertungsverfahren kombinieren
EUROCONSIL empfiehlt, verschiedene Bewertungsverfahren in einem Gutachten zu kombinieren, um eine möglichst genaue Bewertung zu erzielen. Neben dem Ertragswertverfahren wird häufig das Multiplikator- oder Marktwertverfahren eingesetzt, das den Unternehmenswert anhand vergleichbarer Markttransaktionen (Peer-Group) ermittelt. Die Auswahl der Peer-Group ist ein wesentlicher Faktor und kann ein Fallstrick werden. Je nach Auswahl der Peers kann eine signifikante Unter- oder Überbewertung vorliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass öffentlich zugängliche Peers wie börsengelistete Unternehmen groß sind und eine andere Risikostruktur aufweisen oder einen anderen Zugang zu Kapital haben. Man kann diese als Benchmark verwenden, aber bei privaten Small- oder Mid-Cap Firmen würden solche Peers zu einer Verzerrung (Bias) beitragen.
Kapitalisierungszinssatz
Der Kapitalisierungszinssatz ist entscheidend im Ertragswertverfahren. Er reflektiert die Risiken und Chancen der zukünftigen Erträge und setzt sich aus dem risikofreien Basiszinssatz und einer Risikoprämie (Markt- und Unternehmensspezifisch) zusammen. Es gilt: Je höher das Risiko, desto niedriger der Unternehmenswert.
Eine korrekte Ableitung des Kapitalisierungszinssatzes ist unerlässlich, um den Unternehmenswert nicht zu verzerren. Auch hier gilt ähnlich wie oben erwähnt: Bei nicht börsennotierten Unternehmen ist die Ermittlung eines angemessenen Kapitalisierungszinssatzes oft anspruchsvoller, da Marktdaten für die Risikoprämie nicht direkt verfügbar sind. Daher werden entweder Kapitalmarktanalysen oder Vergleichsunternehmen herangezogen. Marktrisiken können je nach Betrachtungsweise unterschiedlich bewertet werden und sind nicht statisch.
Für Zins und Risiko mag es augenscheinlich sein, wenn man grundlegend unterschiedliche Branchen beurteilt. Während z.B. Maschinenbauer häufig kapitalintensivere Geschäftsmodelle mit längeren Investitionszyklen haben, können Softwareunternehmen oft mit geringerem Kapitalaufwand hohe Margen erzielen. Doch wenn Softwarefirma A mit Softwarefirma B verglichen wird, ist es wichtig, technologische und betriebswirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen – etwa ob die Produkte cloudfähig sind, ob das Geschäftsmodell wiederkehrende Umsätze (Recurring Revenue) generiert und ob die Skalierbarkeit nachhaltig gegeben ist..
Zusammenfassend ist es wichtig, dass die methodischen Komponenten, insbesondere die Ertragsprognose und der Kapitalisierungszinssatz, präzise und fundiert ermittelt werden. EUROCONSIL unterstützt seine Mandanten dabei mit spezialisiertem Wissen, um eine optimale Bewertung basierend auf historischen Daten, aktuellen Marktanalysen und zukünftigen Erwartungen zu gewährleisten.
Praxisbezogene Aspekte und branchenspezifische Besonderheiten
Branchenexpertise
Die Branchenexpertise ist essenziell, da jede Branche spezifische Herausforderungen und Chancen mit sich bringt. Wie oben erwähnt erfordert die Fahrzeug- und Maschinenbaubranche hohe Investitionen in Anlagen und Technologien, Softwarefirmen haben größtenteils nur Personalkosten, während die Nahrungsmittel- und Süßwarenindustrie strengen gesetzlichen Vorschriften und Qualitätsstandards unterliegt. Diese Expertise erstreckt sich auch auf Branchen wie MedTech, Automotive, Chemie, Kosmetik und Finanzdienstleistungen, die jeweils eigene Markt- und Wettbewerbsbedingungen aufweisen.
Marktspezifische Risiken und Chancen
Risiken und Chancen variieren je nach Branche erheblich. In der Metallbearbeitung und im Maschinenbau beeinflussen volatile Rohstoffpreise und technologische Entwicklungen den Ertrag maßgeblich. Im Gesundheits- und Seniorenbereich haben demografische Trends und gesetzliche Änderungen entscheidende Auswirkungen auf die Ertragskraft. Unternehmen in der Umzugsspedition oder im Handwerk sind stark von der lokalen Marktnachfrage und der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte abhängig.
Unternehmensinterne Faktoren
Neben externen Marktfaktoren, die den Risikograd beeinflussen, spielen auch unternehmensinterne Faktoren eine wichtige Rolle. Dazu gehören die Unternehmensstruktur, das Managementteam sowie die Innovationsfähigkeit und Effizienz der betrieblichen Abläufe. Die Anpassungsfähigkeit an aktuelle Markttrends kann beispielsweise ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein, während in der Finanzdienstleistungsbranche regulatorische Änderungen und Compliance-Anforderungen zentral sind.
Geopolitische Faktoren
Die Unternehmensbewertung ist auch von makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen und den damit Zusammenhängenden Risiken abhängig. Mit der Bundestagswahl 2025 und einem Wahlsieg der Union könnte eine wirtschaftsfreundlichere Politik mit Steuererleichterungen und weniger Regulierung die Bewertung mittelständischer Unternehmen positiv beeinflussen.
Gleichzeitig bleibt der Ukrainekrieg ein Unsicherheitsfaktor, der Energiepreise und Lieferkettenrisiken beeinflusst, was sich insbesondere in industriellen Sektoren dämpfend auf die Ertragsprognosen auswirken kann.
In den USA könnte eine erneute Präsidentschaft von Donald Trump zu protektionistischen Maßnahmen führen, was deutsche Exporte erschwert. Gleichzeitig sorgt Elon Musk mit seiner aggressiven Investitionsstrategie in Künstliche Intelligenz und Robotik für eine zunehmende Marktverschiebung, die traditionelle Geschäftsmodelle unter Druck setzt. In Kombination mit steigenden Zinsen und anhaltender Inflation könnte dies dazu führen, dass Unternehmenswerte sinken, da Investoren höhere Kapitalisierungszinssätze ansetzen und Finanzierungskosten steigen.
Im ersten Quartal 2025 könnten diese Aspekte eine Rolle spielen:
- Union als Wahlsieger 2025: mögliches wirtschaftsfreundlicheres Klima mit steuerlichen Anreizen, aber unsichere Koalitionsdynamiken. USA: mögliche Trump-Rückkehr mit protektionistischen Maßnahmen, die deutsche Exporte belasten könnten.
- Zinserhöhungen führen zu höheren Finanzierungskosten und drücken die Unternehmenswerte. Inflation belastet Margen, insbesondere bei energieintensiven Branchen.
- Demografischer Wandel erhöht den Druck auf Nachfolgeregelungen im Mittelstand. Der Fachkräftemangel wirkt sich auf Geschäftsmodelle aus.
- Musk bzw. USA treiben KI und Automatisierung voran, was traditionelle Geschäftsmodelle unter Innovationsdruck setzt. Unternehmen, die nicht investieren, verlieren an Wettbewerbsfähigkeit.
- ESG-Regulierungen werden schärfer, Nachhaltigkeitsfaktoren spielen eine größere Rolle bei der Bewertung, insbesondere in der Industrie.
- Neue EU-Richtlinien zur Unternehmensnachfolge und Kapitalmarktregulierung könnten Bewertungsmethoden beeinflussen. Datenschutz und Compliance-Anforderungen steigen weiter.
Praxisnahe Anwendung und Anpassung des Ertragswertverfahrens
Für eine praxisnahe Anwendung des Ertragswertverfahrens müssen branchenspezifische Besonderheiten und interne Unternehmensfaktoren in die Berechnungen einfließen. Eine detaillierte Branchenanalyse und eine fundierte Einschätzung der zukünftigen Ertragsaussichten sind unerlässlich. Der EUROCONSIL Unternehmenswertrechner bietet ein praktisches Tool, um diese komplexen Zusammenhänge systematisch zu erfassen und in die Bewertung zu integrieren.
Eine sorgfältige Analyse der spezifischen Branchenbedingungen und individuellen Unternehmensmerkmale ist entscheidend, um eine realistische und fundierte Unternehmensbewertung sicherzustellen.
Der EUROCONSIL Unternehmenswertrechner: Ein praktisches Tool
Der EUROCONSIL Unternehmenswertrechner ist ein hilfreiches Instrument zur ersten Einschätzung des Unternehmenswertes mittels Multiples, aber eine Betrachtung nach dem Ertragswertverfahren benötigt einen tieferen Einblick, da die zukünftigen Erträge des Unternehmens diskontiert werden müssen, um den aktuellen Wert zu ermitteln. Deshalb sollte bei der Nutzung eines jeden Unternehmenswert Berechnungstools gewisse Einschränkungen beachtet werden, wie die Nichtberücksichtigung bilanzieller Aspekte, was zu Abweichungen zwischen dem ermittelten und dem tatsächlichen Unternehmenswert führen kann.
Einschränkungen des EUROCONSIL Unternehmenswertrechners
Der Unternehmenswertrechner von EUROCONSIL liefert eine erste Indikation des Unternehmenswertes. Tatsächliche Werte können jedoch signifikant abweichen, da beispielsweise bilanzierte Betriebsimmobilien nicht berücksichtigt werden. Daher empfiehlt EUROCONSIL, den Rechner als möglichen ersten Teil einer umfassenderen Bewertungsstrategie zu verwenden.
Empfehlung für eine umfassende Bewertungsstrategie
In einem detaillierten Bewertungsgutachten sollten verschiedene Bewertungsverfahren kombiniert werden, um einen „Wertkorridor“ zu definieren. Dies ermöglicht eine robustere Einschätzung des Unternehmenswertes und bereitet den Inhaber auf unterschiedliche Kaufinteressenten vor. Durch die Integration dieses Tools in den gesamten Bewertungsprozess profitieren sowohl strategische Investoren als auch MBI-Kandidaten von einer fundierten Basis, unterstützt durch eine methodisch und praxisorientierte Herangehensweise. EUROCONSIL bietet zudem Begleitung bei Unternehmensübernahmen und die gezielte Suche nach passenden Unternehmen, was eine umfassende Unterstützung im Bereich Unternehmenskauf und -bewertung gewährleistet.
Rechtliche und regulatorische Aspekte der Unternehmensbewertung
Rechtliche und regulatorische Aspekte sind in der Unternehmensbewertung nach dem Ertragswertverfahren von großer Bedeutung. Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und regulatorischer Anforderungen stellt sicher, dass die Bewertung den aktuellen Marktbedingungen sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht.
Dazu gehört die Berücksichtigung steuerlicher Vorschriften, die je nach Rechtsform des Unternehmens variieren, sowie die Einhaltung von Branchenstandards und internationalen Bewertungsrichtlinien wie den International Valuation Standards (IVS). Bei der Erstellung des Bewertungsgutachtens müssen spezifische Regelungen zur Rechnungslegung und Bilanzierung beachtet werden, um eine korrekte und transparente Darstellung der finanziellen Situation des Unternehmens sicherzustellen.
Die Einhaltung dieser rechtlichen und regulatorischen Aspekte stellt sicher, dass die ermittelte Bewertung sowohl für interne als auch externe Stakeholder nachvollziehbar und akzeptabel ist. EUROCONSIL gewährleistet, dass alle relevanten rechtlichen Anforderungen erfüllt werden, um die Qualität und Genauigkeit der Unternehmensbewertung zu sichern.
Fazit
Das Ertragswertverfahren ist ein essenzielles Instrument zur Unternehmensbewertung, da es das Potenzial zukünftiger Gewinne eines Unternehmens abschätzt. Es berücksichtigt Faktoren wie das Know-how der Mitarbeiter, die Kundenbeziehungen, effiziente Geschäftsprozesse und immaterielle Werte wie Markenrechte. Die Anwendung des IDW-S1 Standards der deutschen Wirtschaftsprüfer sowie eine fundierte Umsatz- und Ergebnisvorschau sind dabei unerlässlich.
EUROCONSIL unterstützt seine Mandanten umfassend bei der Unternehmensbewertung, indem alle relevanten Bewertungsverfahren in einem detaillierten Bewertungsgutachten kombiniert werden. Dies schafft einen „Wertkorridor“, der eine optimale Vorbereitung auf alle Arten von Kaufinteressenten und damit verbundenen Verhandlungen ermöglicht.
Lassen Sie sich unverbindlich beraten, wie viel Ihr Unternehmen wirklich wert ist – rufen Sie uns an oder kontaktieren Sie uns jetzt, um ein kostenloses Erstgespräch zu vereinbaren und Ihre spezifischen Anforderungen zu besprechen.
Weitere Informationen zum Autor:
Christian Winter
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