Externe Nachfolge für Familienunternehmen – Chance statt Notlösung
Nachfolgelösungen außerhalb der Familie eröffnen Familienunternehmen ungeahnte Weiterentwicklungsperspektiven. Dabei kommt es auf die richtige Vorbereitung und Auswahl geeigneter Parteien im Markt an.
Ob der familieninterne Nachwuchs fehlt, die eigenen Kinder sich beruflich oder regional anders orientieren oder fachlich und persönlich geeignete Mitarbeitende zwar vorhanden sind, jedoch nicht die finanziellen Voraussetzungen für die Übernahme von Gesellschaftsanteilen mitbringen, die Gründe für die Notwendigkeit einer Nachfolgelösung mit Beteiligung von externen Parteien sind vielfältig. Auch wenn der primäre Wunsch vieler Unternehmerinnen und Unternehmer in Richtung einer Übernahme durch die eigenen Kinder, Familienmitglieder oder die eigenen Mitarbeitenden geht, ist eine Nachfolgelösung mit neuen Gesellschaftern nicht per se nachteilig. Ganz im Gegenteil: häufig kommen erst hierdurch neue Gesellschafter/-innen an Bord, mit Hilfe derer sich für das eigene Unternehmen gänzlich andere Weiterentwicklungsdimensionen eröffnen.
Sind neben einem vollständigen Verkauf an Dritte auch andere Gestaltungsvarianten denkbar?
Je nach Ausgangslage des Unternehmens und persönliche Zielsetzungen der Unternehmerinnen und Unternehmer sind für die konkrete Ausgestaltung einer Nachfolgelösung mit externen Parteien diverse Varianten denkbar. Vom Verkauf sämtlicher Gesellschaftsanteile, über das teilweise Behalten von Unternehmensanteilen mit oder ohne aktive Begleitung des Unternehmens in der Geschäftsführung oder in beratender Funktion bis hin zur Mitbeteiligung von Führungskräften des Unternehmens als Gesellschafter sind viele Ausgestaltungen vorstellbar. Voraussetzung ist allerdings, dass die Struktur zur Unternehmensgröße passt und nicht unnötig komplex ausfällt. Essenzielle weitere Voraussetzung ist ferner, dass der strategische Fit der zusammenkommenden Geschäftsmodelle bzw. Parteien gegeben ist und die Chemie zwischen den beteiligten Personen stimmt. Beides lässt sich gut auf Grundlage von in der Regel mehrere Monate andauernden intensiven Gesprächen bewerten.
Wie werden die konkreten Möglichkeiten im aktuellen Markt eruiert und sind vorbereitende Schritte sinnvoll?
Für die Suche nach spezifisch geeigneten Parteien für eine externe Nachfolgelösung ist es hilfreich, sich Partnern zu bedienen, die einen breiten Footprint im Markt für Transaktionen bei Familienunternehmen und das entsprechende Netzwerk aufweisen. Dabei sollten die Ziele und Rahmenbedingungen der geplanten Transaktion im Detail besprochen werden, damit die diskrete Suche nach geeigneten Interessenten zielgerichtet und effektiv durchgeführt werden kann. Dies bietet die Gewähr, von Anfang an mit validen Interessenten zusammenzukommen und die eigene knappe Zeit gut zu investieren.
Um absehbare zeitliche Brüche im Projekt zu vermeiden, ist es für alle Varianten einer Beteiligung von externen Parteien am eigenen Unternehmen unbedingt empfehlenswert, zu Beginn des Prozesses das eigene Unternehmen objektiv bewerten zu lassen. Damit ist man einerseits in der Lage, interessierten Parteien frühzeitig das erwartete Investitionsvolumen zu nennen. Andererseits ist die Bewertung die Grundlage dafür, den ersten guten Gesprächen mit geeigneten Interessenten konkrete Gespräche hinsichtlich der Ausgestaltung einer Transaktion folgen zu lassen. Auch ein aussagekräftiges Unternehmensexposé gehört zur professionellen Vorbereitung einer solchen Transaktion. Hierdurch können sich interessierte Parteien ein möglichst vollständiges, erstes Bild vom Unternehmen verschaffen und prüfen, ob ihr initiales Interesse sich bestätigt. Viele im Gesamtkontext erwartbare Fragen werden hierdurch bereits beantwortet und in den folgenden Gesprächen können sich die Parteien auf elementare Fragestellungen und Themen fokussieren.
Fazit:
Auch wenn es verständlich ist, dass die familien- oder firmeninterne Nachfolge vielerorts zunächst die Wunschlösung darstellt, bieten Nachfolgelösungen mit der Beteiligung von externen Parteien erhebliche Chancen für die Weiterentwicklung von Familienunternehmen. Zur Eruierung der diesbezüglichen Möglichkeiten empfiehlt es sich, mit erfahrenen und breit vernetzten M&A-Partnern die notwendigen Vorbereitungen zu treffen und die Umsetzungsschritte beherzt, aber diskret zu gehen – mit dem Ziel, sich nach beschlossener Transaktion mit ihrem Wunschpartner vor die eigene Mannschaft zu stellen und voller Überzeugung die Zukunft und die neuen Perspektiven für das Unternehmen zu präsentieren.
Cengiz Altaca
Selbstständiger Partner NRW