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Generationswechsel in Handel und Handwerk

Die Nachfolgersuche bei kleinen und mittleren Unternehmen im Handwerk und Handel wird zunehmend schwieriger. Digitalisierung, Fachkräftemangel und veränderte Konsumgewohnheiten stellen Übergeber und Nachfolger vor neue Aufgaben..

Der große Umbruch im Mittelstand

Der deutsche Mittelstand steht vor einem historischen Wendepunkt: Etwa 125.000 Familienunternehmen stehen bis 2025 vor der Herausforderung einer Nachfolgelösung. Besonders betroffen sind dabei Handwerks- und Handelsbetriebe. Sie müssen nicht nur einen geeigneten Nachfolger finden, sondern sich auch gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Online-Bereich behaupten. Diese doppelte Herausforderung macht die Suche nach Übernehmern besonders schwierig, da potenzielle Nachfolger sowohl unternehmerisches Geschick als auch digitales Know-how mitbringen müssen.

Traditionelles Geschäftsmodell des Handels im Wandel

Der stationäre Handel befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Während große Handelsketten und internationale Online-Marktplätze den Markt dominieren, kämpfen inhabergeführte Geschäfte in den Innenstädten um ihre Existenz. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt und das Konsumverhalten nachhaltig verändert. Der Trend zum Online-Shopping hat sich verfestigt, was besonders den stationären Einzelhandel vor große Herausforderungen stellt. Für potenzielle Nachfolger bedeutet dies, dass sie die traditionellen Geschäftsmodelle grundlegend überdenken und an die digitale Realität anpassen müssen.

Innenstädte im Wandel

Der strukturelle Wandel des innerstädtischen Einzelhandels mit rückläufigen Geschäftszahlen stellt Nachfolger vor besondere Herausforderungen. Sinkende Kundenfrequenzen bei gleichzeitig steigenden Mietkosten erfordern neue Konzepte. Erfolgreiche Übernahmen setzen daher häufig auf eine Spezialisierung in Nischenmärkten oder entwickeln erlebnisbasierte Verkaufskonzepte. Auch die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Händlern gewinnt an Bedeutung, um Synergien zu nutzen und die Attraktivität des Standorts zu erhöhen. Die Integration von Online- und Offline-Kanälen ermöglicht es dabei, die Vorteile beider Welten zu nutzen.

Die Rolle der Digitalisierung im Handwerk

Die Integration digitaler Lösungen ist für Handwerksbetriebe längst keine Option mehr, sondern überlebensnotwendig. Erfolgreiche Nachfolgekonzepte müssen daher die Digitalisierung als zentralen Baustein berücksichtigen. Dies beginnt bei der Modernisierung der internen Geschäftsprozesse durch digitale Tools und reicht bis zum Aufbau eigener Online-Präsenzen. Besonders im Handwerk bietet die Digitalisierung große Chancen, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und neue Kundengruppen zu erschließen. Digitale Terminvereinbarungen, elektronische Rechnungsstellung und automatisierte Kundenkorrespondenz sparen nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern entsprechen auch den Erwartungen einer zunehmend digital-affinen Kundschaft.

Der Kampf um Fachkräfte

Die Nachfolgeproblematik wird durch den akuten Fachkräftemangel weiter verschärft. Potenzielle Übernehmer scheuen häufig das unternehmerische Risiko, wenn keine qualifizierten Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Dies ist besonders im Handwerk ein drängendes Problem, wo der Mangel an qualifizierten Fachkräften die Betriebsfortführung gefährdet. Erfolgreiche Übernahmekonzepte müssen daher zwingend Strategien zur Mitarbeitergewinnung und -bindung beinhalten. Dies umfasst die Gestaltung attraktiver Arbeitsplätze, moderne Arbeitszeitmodelle und systematische Aus- und Weiterbildungsprogramme. Auch betriebliche Sozialleistungen und Partizipationsmöglichkeiten für Mitarbeiter gewinnen an Bedeutung.

Finanzierung und Förderung

Die Übernahme eines bestehenden Betriebs erfordert erhebliche finanzielle Mittel. Neben dem eigentlichen Kaufpreis müssen häufig Modernisierungen und digitale Transformationen finanziert werden. Die gute Nachricht ist, dass verschiedene Förderprogramme bei der Finanzierung unterstützen. Die KfW bietet spezielle Förderkredite für Unternehmensnachfolgen an, während die Bürgschaftsbanken mit Bürgschaften unterstützen können. Auch die Bundesländer haben eigene Förderprogramme aufgelegt, und für Digitalisierungsvorhaben stehen zusätzliche Zuschüsse zur Verfügung. Eine frühzeitige und umfassende Beratung zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten ist daher empfehlenswert.

 

Erfolgsfaktoren der Nachfolgeplanung

Eine erfolgreiche Übernahme im Handwerk und Handel erfordert heute ein systematisches Vorgehen. Den Grundstein bildet eine frühzeitige und professionelle Planung der Übergabe, die idealerweise mehrere Jahre vor dem geplanten Wechsel beginnen sollte. Dabei ist eine realistische Unternehmensbewertung unter Berücksichtigung notwendiger Modernisierungsinvestitionen unerlässlich. Diese Analyse muss sowohl die aktuelle Substanz als auch künftige Marktchancen berücksichtigen. Auch steuerliche und rechtliche Aspekte sowie die Regelung der Finanzierung sollten frühzeitig geklärt werden.

Perspektiven für die Zukunft

Unternehmensnachfolgen im Handwerk und Handel stehen vor einem Paradigmenwechsel. Die Digitalisierung und veränderte Kundenerwartungen erfordern neue Geschäftsmodelle, bieten aber auch enorme Chancen. Erfolgreiche Nachfolger entwickeln hybride Konzepte, die digitale Services mit persönlicher Beratung verbinden. Sie nutzen neue Technologien, um Prozesse zu optimieren und zusätzliche Vertriebskanäle zu erschließen. Gleichzeitig bewahren sie die Kernkompetenzen des übernommenen Unternehmens – etwa in der Handwerkskunst oder dem Kundenservice – und entwickeln diese zeitgemäß weiter. Diese Kombination aus bewährten Stärken und innovativen Ansätzen schafft die Basis für den künftigen Unternehmenserfolg.

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Sebastian Göring
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